Loveless
– Alice Oseman
Loveless erzählt die Geschichte der 18-jährigen Georgia, die immer noch ungeküsst ist – und das irgendwie auch bleiben will. Trotz einem Faible für alles romantische scheint es bei ihr einfach nicht hinzuhauen mit dem verlieben. Aber das kommt natürlich noch. Georgias erstes Jahr an der Uni ist genau die Gelegenheit auf die sie gewartet hat – oder?
Was startet wie eine klassische Coming-of-Age Story, in der die erste Liebe im Vordergrund steht, wird schnell zu einer extrem persönlichen und extrem queeren Selbstfindungserzählung.
Mit Feingefühl und Charme beschreibt Alice Oseman Georgias Coming-Out zu Ihren Freunden, aber insbesondere zu sich selbst. Vor allem schafft sie es zu zeigen, wie selbst in liebevollen Familien queere Identitäten isolieren werden können und das Gefühl des Anderssein heraufbeschwören.
So nuanciert und persönlich wie Georgia geschrieben ist, überrascht es nicht, dass die Autorin Alice Oseman selbst Aroace ist – aromantisch und asexuell. Viele können gar nichts mit diesen Begriffen anfangen, nicht zuletzt dieses Schreibprogramm, dessen Autokorrektur mir aromantisch ständig in romantisch ändert. Das A in LGBTQIA+ ist wenig beachtet, manche denken sogar es stünde für Ally – also CisHet Menschen, die die Community unterstützen. Mit geschätzt nur etwa einem Prozent der Bevölkerung, die sich als Aspec (also dem Asexuellen/Aromantischen/Agender Spektrum) identifizieren, ist es vielleicht auch nicht sehr überraschend, dass diese Begriffe nicht geläufig sind. Wer hat den schonmal von Demi- oder Grey-romantischen Menschen gehört? Aber genau hier schafft es Alice Osman in Loveless Einblicke in queere Identitäten zu geben – ohne zu theoretisch das Split Attraction Model oder verschiedene Mikrolabel zu erklären.
Der Titel Loveless ist fast schon trotzig, das Anspielen auf das Fehlen von Liebe, romantischer Liebe, die so essentiell in unserer Gesellschaft verankert ist. Aber Alice Oseman und Georgia beweisen, dass romantische Liebe nur ein Teil von Liebe ist. Und dass Seelenverwandtschaft auch platonischer Natur sein kann.
Loveless ist genau das Buch, das ich mir als Teenager, der seine Orientierung hinterfragt, gewünscht hätte. Zwischen Georgia und ihren großteils queeren Freunden finden sich so viele Buchstaben der Alphabet Mafia, das für jeden was dabei ist. Und ich hoffe, dass so viele Teenager und Eltern dieses Buch lesen und anfangen all das zu normalisieren.
Ihre Clara Trumpf