Instant Buy: Alice Oseman

Alice Osman schreibt genau die Bücher, die ich als Teenager gebraucht hätte. Obwohl ich mittlerweile älter bin, als die angedachten Zielgruppe, habe ich trotzdem jeden ihrer Romane verschlungen.

Am bekanntesten ist Oseman für ihre Heartstopper-Comics beziehungsweise die darauf basierende Netflix-Serie. Beides folgt dem 16-jährigen Charlie Spring während er Familie, Freunde und die erste Liebe navigiert. Die zuckersüße Coming-of-Age Geschichte wird in gedruckter Form von zauberhaften Zeichnungen unterstützt, wer mehr Text will findet das in zwei dazugehörigen Novellen. Und wer weniger Text will, und/oder mehr von Charles Freunden wissen will schaut einfach mal auf Netflix rein.

Osmans erster Roman, Solitaire, spielt im gleichen Universum, erzählt aber die Geschichte von Charlies Schwester Tori, die mit Einsamkeit und Depressionen kämpft. Vom Ton her ernster als Heartstopper (wobei auch dort Homophobie, toxischen Beziehungen und Essenstörungen altersgerecht thematisiert werden), zeigt sich hier Osemans Talent sich in ihre Charaktere hinein zu fühlen. Sowohl kritisch als auch emphatisch lässt sie ihre Protagonistinnen erwachsen werden.
Thematisch ähnlich folgt Nothing left for us Frances, die im letzten Schuljahr nur eines will: nach Cambridge gehen. Ihre neue Freundschaft mit Aled, der ihren Lieblingspodcast produziert, lässt sie das aber hinterfragen. Leistungsdruck, Identität, und schwierige Familiensituationen stehen hier im Mittelpunkt, genauso wie die Frage, was im Leben wirklich wichtig ist.

Loveless ist das erste ihrer Bücher, das an der Uni spielt. Georgia und ihre zwei besten Freunde navigieren ihr erstes Semester und die damit verbundenen Herausforderungen. Besonderer Fokus liegt auf sich veränderten Freundschaften und queeren Identitäten, allen voran Georgias aromatischer und asexueller Identität.
Ihr neuester Roman Born for this fällt ein wenig aus dem Muster, da er weder an einer akademischen Institution spielt noch einen längeren Zeitraum beleuchtet. In nur ein paar Tagen stellt sich das leben der Protagonistinnen Angel und Jimmy auf den Kopf. Jimmy ist der Sänger von Angels Lieblingsband – und Angel das absolute Fangirl. Ein zufälliges Treffen der beiden führt zu einer unerwarteten Freundschaft und absolutem Chaos.

Oseman thematisiert in allen ihren Romanen Erwachsenwerden, Freundschaft und queere Identitäten. Fokus liegt dabei auch auf verschiedensten Themen mentaler Gesundheit, unter anderem Depressionen, Angststörungen und Agressionsproblemen. Dabei zeichnet sie vor allem die Empathie aus, mit denen sie die Themen und ihre Protagonist*innen behandelt. Die Probleme ihrer Charaktere werden Ernst genommen, nicht romantisiert und nicht von jetzt auf nachher magisch gelöst; Hilfe wird sowohl in Beziehungen – platonisch, familiär und romantisch – als auch in professioneller Therapie gefunden.

Alice Osemans Romane sind ehrlich, humorvoll und einfühlsam. Jeder einzelne lebt die viel gepredigte Diversität und alles sind wunderbare Bücher für Jugendliche – und auch für diejenigen Erwachsenen, die sich nie in den Charakter ihrer Jugendbücher wieder erkennen konnten.

Ihre Clara Trumpf

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