Sie werden immer einen Platz in meinem Bücherregal behalten – die fünf Bände der amerikanischen Schriftstellerin Pearl S. Buck.
Nicht nur, weil sie ein Erbstück meiner Mutter sind und alleine schon wegen des goldbedruckten schwarzen Rückens und den chinesischen Zeichnungen auf dem Einband optisch wie haptisch auffallen. Sondern weil ich sie als Jugendliche rauf und runter gelesen habe und sehr berührend fand.
Ob „Das Mädchen Orchidee“ oder „Lebendiger Bambus“, „Die verborgene Blume“ oder „Ostwind-Westwind“ – immer war es die anschauliche Beschreibung des alltäglichen Lebens im Reich der Mitte mit all seinen unbekannten Traditionen und Bräuchen, die mich faszinierten. Und in den Liebesgeschichten der scheinbar unüberbrückbare Gegensatz zwischen westlicher und fernöstlicher Kultur, für dessen Überbrückung sich die Autorin zeitlebens einsetzte.
Ob die Schriftstellerin den Nobelpreis für ihr Werk 1938 tatsächlich verdient hat, sei dahingestellt. Kritikern galten ihre Romane als literarisch wertlos und trivial; der Aufschrei war damals wohl so groß, dass seitdem nach der inoffiziellen Regel „lex buck“ Nobelpreise nur noch an jene Autoren verliehen werden, die bereits vorher schon einmal auf der Liste standen.
Ihrer Beliebtheit bei den Lesern hat dies keinen Abbruch getan. Bis heute werden ihre Romane in etliche Sprachen übersetzt, vermutlich auch, weil die von ihr kritisierte Intoleranz gegenüber Fremdem und Anderem nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Vieles habe ich natürlich im Laufe der Jahre vergessen. Eine Passage aus der verborgenen Blume hat sich allerdings in mein Gedächtnis eingebrannt: „Du kannst das Meer nicht bekämpfen“, hatte der Vater gesagt „…Lehne dich nicht auf gegen das Meer! Kämpfe nicht gegen die Fluten an. Gib nach und folge der Richtung der Wellen. Dann wirst du getragen werden. Das Meer selbst stützt dich“.
Trivial oder weise? Entscheiden Sie selbst!
